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Wer mich all zu ernst nimmt, hat ein Problem, wer nicht, auch.

Textid ist 6

Veranda aus Licht

Nächte der Erinnerung

"Veranda aus Licht"

Es war eine dieser Nächte, die kein Ende kannten. Der Himmel war ein dunkler Samt, gesprenkelt mit wenigen gedämpften Sternen, die wie geduldige Beobachter über dem Land hingen. Sebian saß allein auf der Veranda seines kleinen Holzhauses am Waldrand, die Stille um ihn herum war wie ein Mantel – vertraut, wärmend, beinahe lebendig.

Das Geländer, flach genug, um sich lässig mit den Armen darauf zu stützen, roch nach altem Holz und vergangenem Regen. Seine Finger glitten gedankenverloren darüber, als könnten sie dort etwas ertasten, das nicht mehr da war. Ein Windhauch zog durch die Bäume am Horizont, und die Umrisse des Waldes wurden für einen Moment greifbarer – dann wieder Schatten.

Weiter hinten, fast wie in einer Erinnerung, glitzerte ein Gewässer. Die Oberfläche war still, als habe sich die Zeit dort hingelegt. Ob es ein See oder ein Teich war, wusste er nicht – und es spielte keine Rolle. Denn plötzlich, wie aus einem anderen Leben, stieg ein Feuerwerk in die Höhe. Lautlos. Die Farben am Himmel sprangen auf wie Gedanken, die man lange zurückgehalten hatte. Ein paar Funken verirrten sich bis zum Wasser und spiegelten sich dort, als wollten sie etwas sagen, bevor sie verschwanden.

Sebian beobachtete das Schauspiel mit einem leichten Lächeln. Er sprach kein Wort. Er musste nicht. Die Nacht sprach für sich – in Glanz, in Schatten, in der Wärme des Geländers unter seinen Händen.

In diesem Augenblick war alles still, und genau darin lag das Leben.