Fred und die Kunst, das Leben nicht so ernst zu nehmen
Kreide und RichtungenFred und die Kunst, das Leben nicht so ernst zu nehmen
Fred steht wie immer in Flip-Flops vor seiner Wohnungstür – es ist Januar, aber das scheint ihn nicht zu stören. „Kälte ist eine Frage der Einstellung“, meint er und nimmt einen tiefen Schluck aus seiner dampfenden Tasse, die angeblich Kräutertee ist, aber streng nach Ingwer mit Überraschung riecht.
Man kennt Fred in der Straße. Die Leute nicken ihm zu, lächeln – manche aus ehrlicher Sympathie, manche aus vorsichtiger Verwirrung. Denn Fred hat Ansichten, die nicht im Wetterbericht stehen und schon gar nicht im Mietvertrag. Er glaubt, dass Geld sich am besten in frische Farben verwandelt, dass sich Stress durch Lakritze neutralisieren lässt und dass man den Sinn des Lebens am deutlichsten in der Wellenform eines Gitarrensolos erkennt.
Manchmal sitzt er stundenlang in einem Café, zeichnet mit Filzstiften auf Servietten und sagt Sätze wie: „Wenn eine Idee keine Ecken hat, kann sie auch rollen.“ Seine Freunde nicken dann – oder wechseln das Thema.
Fred kennt Hubert noch aus der Zeit, als man aus Kaugummipapier Flugzeuge gefaltet hat. Die beiden sind sich ähnlich – aber auch grundverschieden. Während Hubert sein Werkzeug nach Größe sortiert und seine Termine nach Mondphasen plant, lebt Fred einfach nach Gefühl. Wenn man ihn fragt, wie spät es ist, antwortet er: „Kommt drauf an, für was.“
Eines Tages malt Fred mit Kreide einen bunten Kompass auf den Gehweg – die Pfeile zeigen nicht nach Norden, sondern nach Möglichkeiten. Ein Passant fragt, was das soll. Fred lächelt nur und sagt: „Manchmal muss man die Richtung finden, die noch nicht gedacht wurde.“
Und vielleicht ist das sein Geheimnis: Fred bringt das Chaos zum Lächeln.