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Wer mich all zu ernst nimmt, hat ein Problem, wer nicht, auch.

Textid ist 23

Hubert und das Rätsel der Bohne

Ist Kaffe alles oder ist alles Kaffee.

Hubert und das Rätsel der Bohne

An einem etwas zu windigen Nachmittag trifft sich Hubert mit drei Freunden im „Café Mélange“, einem kleinen Laden mit antiken Möbeln, viel zu vielen Sorten Milchalternativen und dem leisen Klang französischer Chansons im Hintergrund.

Seine Freunde – Nora, die alles mit Hafer trinkt; Leo, der grundsätzlich Filterkaffee bestellt und sagt, dass Espresso „zu hektisch“ ist; und Tanja, die jeden Kuchen nach astrologischen Prinzipien auswählt – sind bereits da. Hubert kommt mit seinem Notizbuch, denn er plant, „Kaffee philosophisch neu zu denken.“

„Ich glaube,“ beginnt Hubert mit ernster Miene, „dass der wahre Wert eines Cafés nicht im Geschmack des Kaffees liegt, sondern im Geräusch des ersten Schlucks.“ Alle nicken verwirrt, aber respektvoll.

Dann bestellt Hubert einen doppelten Espresso mit einem Schuss Mandelmilch und einem Löffel Honig – „für die geistige Klarheit“, wie er erklärt. Er nippt, verzieht das Gesicht und sagt: „Das ist zu gut. Fast schon manipulativ.“

Leo fragt: „Meinst du den Honig?“ Hubert: „Nein. Die Temperatur. Sie trifft exakt den Punkt zwischen Erkenntnis und Vergessen.“

Es folgt eine Diskussion darüber, ob man Kaffee mit philosophischen Zuständen vergleichen kann. Nora erwähnt kurz Heidegger, Tanja zieht Tarotkarten zur Unterstützung der Debatte, und Hubert kritzelt eine Skizze eines Kaffeebohnen-Kompasses ins Notizbuch: Nord ist Espresso, Süd ist entkoffeiniert.

Am Ende zahlen sie getrennt, weil Hubert findet, dass geteilte Rechnungen das individuelle Erlebnis verwässern.