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Hubert und der Versuch, die Fahrradkette zu revolutionieren

Welches Öl hilft besser?

Hubert und der Versuch, die Fahrradkette zu revolutionieren

An einem milden Dienstagmorgen beschließt Hubert, mit seinem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Nicht nur der Umwelt zuliebe – nein, er hat gelesen, dass Bewegung die Gehirnleistung steigert. Und das tut Hubert grundsätzlich gern, selbst wenn’s bei ihm manchmal einfach nur das Kreisen um die eigene Genialität ist.

Doch Hubert hat ein Problem: Die Kette quietscht. Ein Geräusch, das ihm nicht nur die Ruhe, sondern auch den Ruf des „beispielhaften Wesens“ kosten könnte. Also greift Hubert zur Problemlösung auf Hubert-Art: Er besorgt sich eine Flasche Olivenöl – „Extra Vergine“, versteht sich – denn: „Was dem Salat guttut, kann dem Fahrrad nur dienlich sein.“

Im Innenhof seiner Wohnung macht er sich ans Werk. Mit Hingabe träufelt er das Öl auf die Kette, verteilt es mit einer Zahnbürste (neu gekauft, speziell für diesen Zweck) und wartet ein paar Minuten. Ein Nachbar schaut kurz vorbei, runzelt die Stirn, sagt aber nichts. Das ist für Hubert Zustimmung.

Mit dem Gefühl, das Rad neu erfunden zu haben, schwingt sich Hubert auf den Sattel und fährt los. Die ersten hundert Meter läuft es gut, dann beginnt die Kette zu rutschen. Das Öl hat zwar das Quietschen beseitigt, aber auch jede Haftung. Hubert tritt ins Leere, ruckelt, schlingert und landet mit sanfter Eleganz in einer Hecke.

Als er sich aufrappelt, sagt er zur besorgten Rentnerin, die seinen Sturz beobachtet hat: „Das war ein Test. Ich dokumentiere Auswirkungen von mediterranen Schmierstoffen auf Mobilitätsgeräte.“ Sie nickt, höflich verwirrt.

Abends stellt Hubert fest, dass Fahrradketten wohl doch eher technisches Fett als Küchenöl brauchen. Aber er notiert sich: „Vielleicht für Indoor-Fahrräder eine revolutionäre Idee.“