Ein Schatten auf dem Asphalt
Immer wieder einmal trifft man sich„Ein Schatten auf dem Asphalt“
Es war ein stiller Abend, als Sebian auf dem Heimweg von einem Kundenbesuch durch die Altstadt schlenderte. Die Sonne tauchte die verwinkelten Gassen in warmes, kupferfarbenes Licht. Als er an einem alten Buchladen vorbeiging – einer dieser Orte, die nach Tinte und Gedanken rochen – hörte er eine Stimme, leise, aber unverkennbar.
„Du trittst immer noch so vorsichtig auf, als würdest du den Boden entschuldigen.“
Er drehte sich – und da war sie. Sabrina.
Schulterlanges Haar, ein Schal, der aussah, als hätte er Weltreisen hinter sich, ein Blick, der zwischen Heiterkeit und tiefer Nachdenklichkeit pendelte. Sie hielt ein Buch in der Hand – kein Technik-Wälzer, sondern ein Band über historische Heilpflanzen.
„Und du wirkst immer noch, als würdest du gleich in einen Nebensatz abbiegen,“ sagte Sebian und lächelte.
Sie lachten, ganz ohne Anlauf. Denn ihre Begegnungen waren nie geplant – sie passierten. Immer mal wieder, immer mit dem Gefühl, dass man etwas Fortgesetztes betritt, obwohl es nie begonnen hatte.
Sabrina interessierte sich nicht für Schnittstellen oder Robotik. Aber sie hörte zu, stellte Fragen mit der Neugier einer Forscherin, die nicht wissen wollte, wie Dinge funktionieren – sondern warum jemand sie erschafft.
Sie sprachen über das Dorf, über Moni, über das Wiedersehen mit Conni, über Ulfs Theorien und Freds Windspielphilosophie. Sabrina hörte aufmerksam zu, kommentierte selten, aber dann mit Sätzen, die blieben.
„Menschen, die sich immer wieder begegnen, haben etwas gemeinsam. Auch wenn sie’s nicht in Worte fassen können.“
Sebian erzählte ihr von seiner Arbeit, vom Wald, vom neuen Rhythmus seines Lebens. Vom Kellergang sprach er nicht – nicht, weil er ihr nicht vertraute, sondern weil Sabrina den Dingen manchmal eine Bedeutung gab, die stärker war als die Dinge selbst.
Bevor sie sich verabschiedeten, fragte sie: „Bist du glücklich dort draußen?“
„Ich bin… ruhig geworden.“
„Ruhig sein heißt nicht, dass man angekommen ist. Aber es heißt, dass man lauscht.“