Geschichten und Skuriles featured by JuSto

Wer mich all zu ernst nimmt, hat ein Problem, wer nicht, auch.

Textid ist 16

Kaffee mit Kometen

Immer wieder schön

„Kaffee mit Kometen“

Das Café war klein und eigensinnig – mit Pflanzen an den Wänden und einer Speisekarte, die nicht alphabetisch, sondern astrologisch sortiert war. Smy hatte es ausgesucht. Natürlich. Wer sonst würde ein Lokal wählen, in dem man seinen Tee nach Tagesform und Mondstand serviert bekam?

Sebian war ein paar Minuten früher da. Er saß an einem Fenstertisch mit Blick auf einen Brunnen, dessen Wasser rhythmisch in einem Muster plätscherte, das ihn entfernt an die Animationszyklen einer Simulationssoftware erinnerte.

Dann kam Smy. Sie trug ein türkisfarbenes Kleid, das im Gegenlicht leuchtete, einen Rucksack mit Stickern von Mikroorganismen und eine Sonnenbrille im Haar. Sie wirkte wie jemand, der gerade aus einem Kapitel eines ungeschriebenen Fantasyromans gefallen war – aber ganz bewusst.

„Da ist er ja. Der Mann, der Hügelhäuser erbt und trotzdem seine Termine wahrnimmt,“ sagte sie mit einem Grinsen, das immer ein wenig herausfordernd wirkte.

„Und da ist die Frau, die biologisches Verhalten in soziologischen Dialogen decodiert. Wie geht’s dir, Smy?“

Sie zuckte die Schultern. „Ich hatte letzte Woche eine Diskussion mit einer Libelle. Ich fand sie stur, aber elegant.“

Sebian lachte. Es war wie früher – die Gespräche begannen nie bei Null, sondern gleich bei hundert, nur eben schräg.

Sie redeten über alte Professoren, über Conni, über Fred („Der lebt vermutlich in einer Theorie von sich selbst.“), über Moni („Immer noch diejenige, die verhindert, dass alle vom Stuhl kippen?“), und über das Leben nach dem Studium, das nie so linear verlief, wie man glaubte.

Sebian sprach über Falkenried, das Dorf, das Haus, das Ankommen. Von dem Gang erzählte er bewusst nichts – nicht, weil er Smy nicht vertraute, sondern weil er spürte, dass ihre Neugier manchmal wie ein Labyrinth war: aufregend, aber schwer zu kontrollieren.

Smy hörte zu, stellte kluge Fragen, stichelte, flirtete auf die Art, die nie auf das Ziel zielte. „Du bist ein bisschen ruhiger geworden“, sagte sie irgendwann.

„Oder du bist lauter,“ antwortete er.

„Vielleicht haben wir uns einfach angepasst,“ meinte sie, „wie Mikroben in einer neuen Nährlösung.“

Als sie sich verabschiedeten – mit einer Umarmung, die länger war als nötig, aber genau richtig – sagte sie:

„Wenn du mal wieder mit der Welt diskutieren willst… ich bin da. Und falls du eine Libelle triffst, grüß sie von mir.“