Geschichten und Skuriles featured by JuSto

Wer mich all zu ernst nimmt, hat ein Problem, wer nicht, auch.

Textid ist 13

Im Café an der Linde

Moni erfährt von Sebians Geheimnis

„Im Café an der Linde“

Es war einer dieser spätsommerlichen Nachmittage, an denen die Sonne durch die Blätter rieselte wie goldener Staub. Im Dorfcafé „Zur Linde“, wo Holzstühle knarrten und der Kuchen immer nach Kindheit schmeckte, saßen Sebian und Moni an einem kleinen runden Tisch. Vor ihnen dampfte frischer Kaffee, und zwischen ihnen lag die Vertrautheit von ehrlicher Freundschaft.

Moni – mittdreißig, warmherzig, mit der Bodenhaftung eines Menschen, der viel gesehen und wenig verloren hatte – schaute Sebian über ihre Tasse hinweg an.

„Also gut,“ sagte sie, „jetzt spuck’s aus. Du hast doch irgendwas auf dem Herzen. Man sieht’s dir an wie ein Warnblinker.“

Sebian grinste. „Ich hab was gefunden. In meinem Keller. Hinter dem Regal, wo die Kartons mit den alten Unterlagen stehen.“

„Na, das klingt schon mal nach einem Anfang für einen Krimi.“

„Eher nach… einem Gang.“

Moni legte die Tasse ab. „Was für ein Gang?“

„Ein Gang, der sich durch den Hügel zieht. Teilweise verzweigt, aber leer. Und am Ende landet man in einem Gartenhaus. Ganz hinten in meinem Stück Wald, auf einer Lichtung, von der ich bisher gar nichts wusste.“

Moni blinzelte. „Du willst mir sagen, du hast einen geheimen Tunnel in deinem Haus. Und er führt wohin – zu einem Teehaus der Waldfeen?“

„Nicht ganz. Es ist einfach… da. Kein Geheimnis, kein Schatz, kein Mechanismus. Aber es fühlt sich an, als hätte Johannes – mein Großonkel – das bewusst gebaut. Für etwas.“

Sie schwieg einen Moment und rührte ihren Kaffee. Dann sah sie ihn direkt an.

„Du weißt, dass ich dich für klug halte, oder?“ sagte sie. „Klug. Neugierig. Und manchmal ein bisschen zu viel im Kopf.“

Sebian nickte langsam.

„Ich find das spannend, wirklich. Aber du hast einen Job, Sebian. Einen guten. Du hilfst den Firmen hier im Umkreis, richtest digitale Systeme ein, denkst in Abläufen, in Lösungen. Und du machst das mit Herz, das merkt man. Was, wenn du dich jetzt zu sehr in… na ja, in Kellerabenteuer verlierst?“

Er lächelte. „Du meinst, ich soll mich lieber auf die Zukunft konzentrieren als auf alte Steine?“

„Ich mein, du sollst nicht vergessen, dass du selbst auch etwas aufbaust. Hier, im Dorf, im Leben. Johannes war ein guter Mann, aber vielleicht auch ein einsamer. Vielleicht wollte er, dass du anders wirst.“

Sie legte eine Hand auf seinen Arm. „Wenn du irgendwann merkst, dass der Gang mehr ist als Stein und Weg – dann erzähl mir davon. Aber bis dahin… bleib bei dir. Bei dem, was du kannst. Was du gibst.“

Sebian nickte. „Versprochen. Aber… du würdest mitkommen, falls ich doch noch auf ein Waldfeen-Teehaus stoße?“

Moni lachte. „Nur wenn’s frischen Lavendeltee gibt. Und Kuchen.“